Die faszinierende Geschichte der Würfelspiele

Moderne Würfel vor einem schwarzen Hintergrund.




Moderne Würfel vor einem schwarzen Hintergrund.

Würfelspiele sind zum Teil tausende Jahre alt. © Robert Stump/Unsplash

Die Wiege des Würfelspiels: Frühe Funde aus China und dem Nahen Osten

Die Wurzeln des Glücksspiels reichen Tausende von Jahren in die Vergangenheit zurück. Bereits in den alten Zivilisationen Chinas und Mesopotamiens wurde gespielt. Das beweisen archäologische Funde wie Keramikplatten mit Abbildungen von Spielen.

In China begannen Menschen wohl schon um 2300 v. Chr. zu spielen. Schriftzeichen, die sich auf das Ziehen von Holz beziehen, scheinen auf eine Artwork Lotteriespiel hinzudeuten. Sehr wahrscheinlich dienten Spiele im antiken China aber nicht nur zur Unterhaltung, sondern hatten auch eine rituelle Bedeutung. Sie wurden oft im Rahmen religiöser Zeremonien praktiziert, wobei das Ergebnis des Spiels als Vorzeichen für zukünftige Ereignisse interpretiert wurde.

Im Nahen Osten, insbesondere in den Gegenden, in denen heute Iran und Irak liegen, entstanden ebenfalls frühe Formen des Glücksspiels. In Shahr-e Sukhteh, auch als Verbrannte Stadt bekannt, wurde von Archäologen das wohl älteste dokumentierte Würfelspiel gefunden, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit Backgammon hat. Selbst die frühesten sesshaften Kulturen scheinen bereits Glücksspiel genossen zu haben.

Die Ruinen der antiken Stadt Dara in der heutigen Türkei.

In Mesopotamien gab es sesshafte Hochkulturen, die auch dem Glücksspiel nicht abgeneigt waren. © Inventory Metropolis/Shutterstock

In der altägyptischen Stadt Theben wurden Würfel aus Elfenbein gefunden. Die ägyptischen Herrscher scheinen auch die ersten gewesen zu sein, die dem Glücksspiel einen Riegel vorschieben wollten. Papyri, die aus dem Zeitraum zwischen 3000 v. Chr. und 4000 v. Chr. stammen, belegen, dass das Spielen in Ägypten zumindest zeitweise unter Strafe gestellt wurde. Die Folgen für diejenigen, die erwischt wurden, waren drastisch. Es scheint nicht ungewöhnlich gewesen zu sein, dass Spieler zu körperlicher Arbeit in Steinbrüchen verurteilt wurden. Diese Strafe conflict damals eine der gefürchtetsten und wurde nur für Delikte verhängt, die eine große Gefahr für die gesellschaftliche Stabilität darstellten.

Möglicherweise ist aber Indien die wahre Wiege des Glücksspiels. Das Epos Ramayana beschreibt sowohl Brettspiele, die dem heutigen Schach ähneln, als auch Würfelspiele. Viele Inder scheinen der Auffassung zu sein, dass diese Schrift, die von Wissenschaftlern auf etwa 430 v. Chr. datiert wurde, eigentlich aus der Zeit um 7300 v. Chr. stammt. Das ist jedoch höchst umstritten.

Antike Legenden und kaiserliche Leidenschaft: Würfelspiele im antiken Griechenland und im Römischen Reich

Im antiken Griechenland wurde zunächst mit Würfeln aus Knochen gespielt, bevor rechteckige Würfel aus Ton geformt wurden, die den Würfeln, wie wir sie heute kennen, schon recht nahekamen. Sogar der griechische Held Herkules soll einer Legende nach mit Würfeln gespielt und gegen einen einfachen Tempelwächter verloren haben.

Im Römischen Reich sollen selbst Mitglieder der höchsten Kreise, additionally der Patrizier, wie etwa die Kaiser Augustus und Claudius, zu den Würfeln gegriffen haben. Claudius conflict so vom Glücksspiel fasziniert, dass er sogar ein Buch, De arte aleae, über die Kunst des Würfelspiels geschrieben hat. Dieses ist heute allerdings verschollen und nur aus Zitaten in dem Buch De vita Caesarum von Suetonius, einem römischen Historiker, bekannt. Obwohl das Glücksspiel wohl in sämtlichen Schichten der römischen Gesellschaft weit verbreitet conflict, wollte sich die Oberklasse nicht auf eine Stufe mit den Spielern aus den unteren Klassen stellen lassen – und deshalb lieber Würfler genannt werden. Offiziell conflict das Spielen im antiken Rom sogar verboten. Durchgesetzt wurde dieses Verbot allerdings nur selten.

Die Ruinen des Forum Romanum in Rom.

Das römische Reich ist untergegangen – anders als das Würfelspiel. ©
Gabriella Clare Marino/Unsplash

Königliche Verluste: Henry IV. und Eduard II. am Würfeltisch

Im Mittelalter breiteten sich Würfelspiele in Europa stark aus, wobei sie sich in Type und Funktion von ihren römischen Vorgängern unterschieden. Während römische Spiele oft recht komplex waren, waren mittelalterliche Würfelspiele einfacher gestrickt und stärker auf Unterhaltung ausgerichtet. Sie wurden häufig in Tavernen und auf Märkten gespielt und waren sowohl beim Adel als auch bei der einfachen Bevölkerung beliebt.

Trotz oder gerade wegen ihrer großen Popularität standen sie in Konflikt mit kirchlichen und gesellschaftlichen Normen, was zu Spannungen führte. Die Kirche betrachtete Glücksspiel oft als unmoralisch, und es gab Versuche, das Spielen durch Gesetze und Verordnungen zu regulieren oder gar zu verbieten. In Mailand wurde es etwa im Jahr 1396 unter Strafe gestellt. Wer erwischt wurde, musste 200 Lire Strafe zahlen und wurde anschließend aus der Stadt verbannt.

Eine mittelalterliche Siedlung.

Im Mittelalter conflict das Würfeln in sämtlichen Gesellschaftsschichten verbreitet. © FromAboveStudio/Shutterstock

Selbst Könige waren im Mittelalter nicht vor Pech im Spiel gefeit. Es gibt Berichte, nach denen der englische König Henry IV. in Calais und in Danzig beim Würfeln verloren haben soll. Eduard II. soll sich sogar Geld von seinem Barbier und seinem Platzanweiser geliehen haben, um seiner Spielleidenschaft weiter nachgehen zu können.

Die Renaissance der Würfelspiele: Standardisierung und mathematische Entdeckungen

Bis ins Mittelalter conflict Betrug beim Würfeln extrem verbreitet. Würfel waren noch nicht standardisiert und oft noch nicht einmal symmetrisch, was Betrügern leichtes Spiel verschaffte. Das änderte sich während der Renaissance (Hyperlink auf Englisch). Zügig setzte sich die bis heute genutzte Anordnung der Zahlen durch: 1 gegenüber 6, 2 gegenüber 5, und 3 gegenüber 4. Die Renaissance conflict generell eine Zeit des Fortschritts und das Würfelspiel trug seinen Anteil dazu bei.

Schlauen Köpfen wurde bewusst, dass beim Würfeln mit nicht-gezinkten Würfeln auf Dauer jede Zahlenkombination gleich wahrscheinlich ist. Der Mathematiker Gerolamo Cardano veröffentlichte 1525 sein Werk Liber de Ludo Aleae (Buch vom Würfelspiel) – und die moderne Wahrscheinlichkeitstheorie conflict geboren.

Die Entstehung der modernen Wahrscheinlichkeitstheorie

Die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung hängt eng mit der Entwicklung des Würfelspiels zusammen. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. wurde im Iran mit verschiedenen Würfelformen experimentiert, um den idealen Würfel zu entwickeln. Die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitstheorie wurde jedoch von der Annahme gebremst, dass sich die Unendlichkeit und damit auch stochastische Experimente der menschlichen Erkenntnis entzögen. Dieser Meinung conflict zum Beispiel auch der berühmte griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles (Hyperlink auf Englisch).

Im Mittelalter wurde Forschung vor allem in Klöstern betrieben. Da Glücksspiel und damit auch Würfelspiele von der Kirche aber verboten wurden, wurde im Mittelalter nur sehr wenig Forschung im Bereich Stochastik betrieben. Erst im 16. Jahrhundert analysierte der italienische Mathematiker Gerolamo Cardano die Mechanismen des Würfelspiels und veröffentlichte seine Erkenntnisse im Liber de Ludo Aleae. Seine Arbeit legte den Grundstein für die moderne mathematische Wahrscheinlichkeitstheorie, indem er die Chancen und Wahrscheinlichkeiten beim Würfeln untersuchte.

Craps, Sic Bo und mehr: Die Bandbreite moderner Würfelspiele

Sogar moderne Würfelspiele wie Craps (Hyperlink auf Englisch) haben ihre Ursprünge im Mittelalter und der Renaissance. Craps ist im Prinzip eine simplifizierte Model des englischen Spiels Hazard, das wohl mindestens 600 Jahre alt ist.

Heute wird Craps vor allem in Casinos gespielt. Zu Beginn wirft ein Spieler (der Shooter) zwei Würfel. Wenn die Summe der Würfel 7 oder 11 ergibt, gewinnen Wetten auf Go; bei einer 2, 3 oder 12 verlieren sie. Andere Zahlen (4, 5, 6, 8, 9, 10) werden zum Level. Der Shooter wirft weiter, bis entweder der Level wieder gewürfelt wird (Go-Wetten gewinnen) oder eine 7 (Go-Wetten verlieren).

Ein Craps-Tisch

Craps ging aus dem englischen Würfelspiel Hazard hervor. © Nic Neufeld/Shutterstock

Natürlich gibt es heute neben Craps noch viele weitere Würfelspiele – darunter Glücksspiele und Spiele zur reinen Unterhaltung:

Sic Bo: Ein traditionelles chinesisches Glücksspiel mit drei Würfeln, bei dem auf verschiedene Würfelkombinationen gewettet wird.

Bunco: Ein Würfelspiel, das in Runden gespielt wird, wobei die Spieler versuchen, bestimmte Zahlen oder Kombinationen zu würfeln.

Yahtzee: Ein Würfelspiel, bei dem die Spieler versuchen, durch verschiedene Würfelkombinationen Punkte zu erzielen.

Liar’s Cube: Ein Bluff-Würfelspiel, bei dem die Spieler versuchen, die Würfe der anderen Spieler zu erraten oder diese zu täuschen.

Farkle: Ein Würfelspiel, bei dem Punkte durch bestimmte Kombinationen von Würfelwürfen erzielt werden, wobei das Risiko besteht, bei einem Fehlwurf alle Punkte zu verlieren.

In Casinos sind heutzutage vor allem Craps (in den USA und Europa) sowie Sic Bo (in Asien) verbreitet.

Author: Roger Barnes